Abstract
Noch zu Beginn der zwanziger Jahre hat Kurt Weill selbst in der Reihe derer gestanden, die er einige Jahre später kritisierte, „von Verachtung gegen das Publikum erfüllt, gleichsam unter Ausschluß der Öffentlichkeit an der Lösung ästhetischer Probleme [zu] arbeiten“. Nun aber verabschiedet er sich von dieser Richtung, weil sie keine grundlegende Erneuerung der Musik biete. Nach seiner Überzeugung sei dies nur durch eine Annäherung an das Publikum erreichbar. Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, welche Gründe ihn in Berlin der späten zwanziger Jahre bewogen haben könnten, die Kategorie des Publikums ins Zentrum seines Denkens über Musik zu stellen. Von welchen theoretischen Grundlagen er ausging und von welchen „außermusikalischen“ Umständen er beeinflußt wurde und wie diese sich auf seine Musik auswirkte, wird hier versucht zu rekonstruieren.