Abstract
In die Mitte des 19. Jahrhunderts fällt die Blütezeit der musikalischen Bearbeitung: der Übertragung von Lied- und Opernmelodien u. a. m. für Besetzungen aller Art, besonders aber für Klavier. Ungefähr zur gleichen Zeit entstanden die Lieder Robert Schumanns, deren Verbreitung durch Klaviertranskriptionen aus der Feder Franz Liszts, Carl Reineckes und Clara Schumanns sehr gefördert wurde.
Was aber heißt „Bearbeitung“? Dieser Frage geht diese Studie in zahlreichen Beispielen nach, indem sie die verschiedenen Transkriptionen jeweils eines Liedes gegenüberstellt. Die Zielsetzung der Komponisten war, wie sich zeigt, ausschlaggebend für die musikalische Faktur der Bearbeitung, doch lassen sich darüber hinaus personalstilistische Eigenheiten ausmachen, die der Autor klar herausarbeitet. Ein einführender Überblick über den historischen und musikalischen Kontext der Klaviertranskriptionen ermöglicht dem Leser einen guten Einstieg in das Thema.
Zudem hat der Autor in seine Untersuchungen unveröffentlichte Briefe Reineckes miteinbezogen – und damit einen Bereich der Klavierliteratur des 19. Jahrhunderts ans Licht geholt, den es auch für das Konzertleben wiederzuentdecken gilt.