Abstract
Was ist eigentlich eine Vokalkomposition? Wie läßt sich ihre
musikalische Schicht näher bestimmen? Als Unterstützung, Verdoppelung, Interpretation
oder Kommentar der Textaussage? Als Reflexion der Textgestalt? Als all dies zusammen?
Oder als eigenständiges, u. U. rein ornamentales Element? Wie gestaltet sich, wenn Musik
in irgendeiner Weise auf den Text Bezug nehmen soll, das Verhältnis zwischen Text und
Musik? Wie vermag Musik noch auf einen Text zu reagieren, wenn sie selbst bereits von
äußerst strengen Regeln, die kaum noch Wahlfreiheit läßt, beherrscht wird? — In einer
Gegenüberstellung von Werken J. S. Bachs mit Kompositionen von L. Berio, J. Cage, P.
Boulez, K. Stockhausen und L. Nono versucht der Autor, Antworten auf diese Fragen zu
finden. Dabei bedient er sich der - als Methode der musikalischen Analyse und
Interpretation - noch jungen Semiotik, der Lehre von den Zeichen. Mit Graphiken und
Diagrammen veranschaulicht er die komplexe Thematik, ein detailliertes Glossar und ein
einführender Überblick über verschiedene Ansätze innerhalb der Semiotik tragen zur
begrifflichen Klärung bei.